Viele Behandlungs­möglichkeiten im Überblick

Dr. med. Saif Jibril,
Reproduktions­mediziner

Ihre individuellen Möglichkeiten erläutern wir in einem vertraulichen Gespräch

Auch die Möglichkeiten, auf Ihre persönliche Situation einzugehen (z.B. wenn der Partner zum Behandlungszeitpunkt nicht vor Ort ist, Behandlungen mit speziellen, persönlichen Schwierigkeiten z.B. Einhalten der Fährzeiten der ostfriesischen Inseln, lange Anfahrtszeiten) können im persönlichen Gespräch erörtert werden.

Die Hormontherapie bei Frauen, ohne künstliche Befruchtung (VzO= Verkehr zum Optimum)

Eine Hormonstörung als Grund für die Unfruchtbarkeit kann bei Frauen vorliegen. Die Hormontherapie wird eingesetzt, um einem Ungleichgewicht der Hormone oder einer Störung der Eizellreifung beziehungsweise des Eisprungs entgegenzuwirken.

Männliche Ursache:
liegt beispielsweise beim Mann eine Unterfunktion des Hodens auf Grund eines Mangels an FSH oder LH vor, kann eine Hormonzufuhr von außen versucht werden. In diesem Fall soll sich der Mann bei einem Männerarzt (Androloge) vorstellen.

Weibliche Ursache:
liegt die Ursache des unerfüllten Kinderwunsches in einer „begleitenden“ hormonellen Störung bei der Frau (zum Beispiel Fehlfunktion der Schilddrüse oder Überangebot an männlichen Hormonen), können Medikamente mit spezifischer Wirkweise eingesetzt werden. Sie beeinflussen nicht direkt die Eizellreifung oder den Eisprung.

Ist die Funktion der Eierstöcke eingeschränkt, kann diese durch verschiedene Hormone (z.B. FSH oder LH) angeregt werden. Auch ist eine Auslösung des Eisprungs medikamentös (mit HCG) möglich. Die Hormontherapie bei der Frau zielt in diesen Fällen auf eine Stimulation der Eizellreifung beziehungsweise auf die Auslösung eines Eisprungs ab.

Durch das begleitende Zyklusmonitoring kann der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr, möglichst zeitnah zum Eisprung, bestimmt werden.

Intrauterine Insemination (IUI) Einführen der Spermien in die Gebärmutter

Dieses Verfahren eignet sich, wenn nicht genügend und schlecht bewegliche Spermien vorhanden sind. Auch bei einem verengter Muttermund oder einer immunologische Reaktion im Muttermund kann eine Insemation sinnvoll sein.
Mit Hilfe eines beweglichen dünnen Kunststoffschlauchs (Katheter) werden die Spermien in die Gebärmutter (Uterus) eingebracht. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die Spermien den Übergang durch den Muttermund in den Uterus bereits hinter sich haben und der Eizelle "entgegenschwimmen" können.
Eine Insemination kann im Spontanzyklus nach Zyklusmonitoring durchgeführt werden. Es ist aber auch möglich, den weiblichen Körper vorher durch eine Stimulation mit Hormonen (meist FSH) und der Gabe von HCG zur Ovulationsauslösung auf die Insemination vorzubereiten.
Die Spermien werden in aller Regel auf natürlichen Wege gewonnen (Masturbation) und im Labor vor der Insemination aufgearbeitet und konzentriert.

In-vitro-Fertilisation (IVF) Befruchtung außerhalb des Körpers

Bei der IVF handelt es sich um eine Befruchtung außerhalb des Körpers (extracorporale Befruchtug). Es werden reife Eizellen unter Ultraschallkontrolle durch die Scheidenwand mit einer Hohlnadel abpunktiert und im Labor mit aufbereiteten Spermien zusammengebracht und im Brutschrank für ca. 48 Stunden beobachtet. Die eigentliche "Befruchtung" erfolgt bei dieser Methode also auf natürlichem Wege. Nach 24 Stunden wird die Befruchtung und Zellteilung mikroskopisch überprüft. 2-3 Tage nach der IVF können bis zu 3 Zellen, bei denen eine Zellteilung beobachtet wurde, mit einem dünnen Transferkatheter in die Gebärmutter übertragen werden.

Der Follikelpunktion geht eine Stimulationsbehandlung (z.B. mit FSH) voraus, um eine höhere Anzahl von reifen Eizellen zu gewinnen. Der Eisprung wird auch hier mit HCG ausgelöst. Die Follikelpunktion erfolgt in Narkose, der Embryotransfer ist für die Pat. kaum schmerzhaft. Die Lutealphase wird medizinisch überwacht und ggf.medikamentös unterstützt.
Diese Methode wird bei weiblich verursachter Sterilität z.B. durch Verschluss/Verlust der Eileiter oder bei Endometriose eingesetzt. Auch bei einer unerklärlichen Sterilität (idiopathisch) wird die IVF angewandt.

Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) Mikroinjektion eines einzelnen Spermiums in eine Eizelle außerhalb des Körpers

Bei der ICSI handelt es sich ebenfalls um eine Befruchtung außerhalb des Körpers. Während bei der IVF die Befruchtung der Eizellen durch die Spermien nur unterstützt werden kann, wird bei der ICSI aktiv in den Befruchtungsvorgang eingegriffen. Mit Hilfe einer speziellen Technik (Mikroinjektion) wird ein einzelnes Spermium in die vorbereitete Eizelle eingeführt. Diese Mikroinjektion ahmt somit den natürlichen Vorgang des Eindringens einer Samenzelle in die Eizelle nach. Das Verschmelzen der Zellkerne von Samen- und Eizelle wird hierdurch nicht beeinflusst. Hat eine Befruchtung und Zellteilung stattgefunden, wird der Embryo, wie bei dem IVF-Verfahren, nach zwei bis fünf Tagen in die Gebärmutter eingesetzt.
Die Vor- und Nachbehandlung ähnelt der einer IVF.

Die ICSI-Methode findet meist bei stark eingeschränkter männlicher Fertilität (z.B.nur sehr wenige, schlecht bewegliche Spermien) Anwendung.

Kryokonservierung im Zusammenhang mit einer Kinderwunsch­behandlung (IVF/ICSI) Einfrieren von Spermien und / oder Eizellen innerhalb einer sinnvollen Zeitplanung

Auch hier handelt es sich nicht um eine eigentliche Befruchtungsmethode, sondern um das Einfrieren und Lagern von Fortpflanzungszellen.

Kryokonservierung bei der Frau: Es können nach IVF oder ICSI überzählige befruchtete Eizellen z.B. vor der eigentlichen Zellteilung (s.g. PN-Stadien) kryokonserviert werden, um sie in einem späteren Behandlungszyklus aufzutauen und nach Zellteilung als Embryo (Kryo ET) in die Gebärmutter einsetzen zu können.

Kryokonservierung beim Mann: Es werden Spermien kryokonserviert, um Spermien für eine künstliche Befruchtung zur Verfügung zu haben. Die Gründe für eine solche Kryokonservierung können medizinischer Natur sein ( z.B. Kryokonservierung vor Chemotherapie zur Sicherung ungeschädigten Erbgutes oder Spermiengewinnung bei retrograder Ejakulation) oder sozialer Natur (z.B. bei Nichtanwesenheit des Mannes zum Punktionszeitpunkt) sein.

 

Kryo-ET Einsetzen von befruchteten Eizellen aus IVF/ICSI nach Auftauen und Kultivierung.

Beim Kryo-ET werden überzählige, befruchtete Eizellen, die in einem früheren IVF/ICSI-Zyklus gewonnen und kryokonserviert wurden, aufgetaut, kultiviert und in die Gebärmutter eingesetzt.

Der Vorteil dieser Behandlung ist, dass die Stimulationsbehandlung mit Hormonspritzen entfällt. Auch ist keine weitere Spermiengewinnung notwendig.

Diese Behandlung ist nur zwischen den beiden Partnern möglich, bei denen vorherige IVF/ICSI durchgeführt wurde.

 

Verlängerte (ungestörte) Kultur der Embryonen (Blastozysten)

Die Kultivierung der befruchteten Eizellen kann statt bis zum 2. oder 3.Tag nach Eizell-Entnahme bis zum 4. O der 5. Tag ungestört fortgeführt werden. Somit erfolgt der Embryo-Transfer in einem weiter fortgeschrittenen Entwicklungs-Stadium, der sogenannte Blastozyste. Die verlängerte Kultur hat folgende Vorteile:

  • der Embryo wird zu einem Zeitpunkt übertragen, der auch von der Natur bei der natürlichen Befruchtung für die Einnistung gewählt wird.
  • durch die verlängerte Kultur wird eine natürliche Auswahl der Embryonen zu Gunsten derjenigen erwartet, die bessere Chancen für eine Einnistung hat.
Förderung der Einnistungs­wahrscheinlichkeit (UTM-Medium)

Um die Anhaftung und Einnistung des Embryos in der Gebärmutterschleimhaut zu fördern, werden die Embryonen kurz vor der Übertragung in die Gebärmutter in das UTM-Medium umgesetzt und zusammen mit dem Medium in die Gebärmutter übertragen. Das UTM-Medium ist ein Kulturmedium, das bei künstlicher Befruchtung eingesetzt wird. Es enthält zahlreiche Nährstoffe wie Aminosäuren, Vitamine, Eiweiße und Elektrolyte sowie Hyaluron, eine Substanz, die natürlicherweise im Körper vorkommt und wie eine Art Brücke zwischen Embryo und Gebärmutterschleimhaut funktioniert.  Die spezielle Zusammensetzung des UTM-Mediums unterstützt dann in der Gebärmutter die Anhaftung des Embryos an die Schleimhaut.

Uterine natürliche Killerzellen (uNK) und Plasmazellen in der Gebärmutter­schleimhaut Schleimhautbiopsie

Die uterine natürliche Killerzellen befinden sich normalerweise in angemessener Maße in der Gebärmutterschleimhaut zum Zeitpunkt der Einnistung des Embryos. Sollten sie jedoch unerheblich vermehrt sein, könnte dies die Einnistungswahrscheinlichkeit verringern. Lassen sich auch noch die Plasmazellen erhöht nachweisen, könnte es auf einen andauernden (chronischen) Entzündungsprozess in der Gebärmutterschleimhaut hindeuten. Dies könnte der Einnistung hinderlich sein.

Durch einen ambulanten (ohne Narkose) Eingriff kann ein kleines Gewebe von der Gebärmutterschleimhaut entnommen werden, und auf uNK- und Plasmazellen untersucht werden. Bei Auffälligkeiten wird unser Ärzte-Team mit Ihnen das weitere Therapievorgehen besprechen.

Operative Eingriffe bei der Frau Laparoskopie / Hysteroskopie

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, bei denen ein operativer Eingriff erfolgversprechend ist, entweder um eine Empfängnis auf natürlichem Wege zu ermöglichen oder als Vorbereitung auf eine Behandlung:

  • Diagnostische Gebärmutter- und Bauchspiegelung mit Eileiterüberprüfung
  • Verwachsungslösung
  • Korrektur angeborener Fehlbildungen
  • Endoskopische Myomoperationen
  • Operationen bei Endometriose
  • Operative Behandlung von Eierstockserkrankungen z.B. Lösen von Verklebungen
  • Plastische Wiederherstellungs­operationen an den Eileitern z.B. nach Entzündungen
Operativer Eingriff beim Mann:
Testikuläre Spermienextraktion (TESE):

handelt es sich nicht direkt um eine Befruchtungsmethode sondern um eine Vorbehandlung beim Mann. Sie wird angewendet, wenn sich im Ejakulat gar keine Spermien finden (z.B. bei Verschluss der Samenleiter). Dabei werden durch einen kleinen operativen Eingriff Gewebeproben aus dem Hoden entnommen, die zumeist Spermien enthalten. Die Proben werden kryokonserviert, damit die enthaltenen Spermien dann für eine spätere Kinderwunschbehandlung (meist ICSI) zur Verfügung stehen.

Alle operativen Eingriffe werden nicht in unserem Zentrum vorgenommen

Allerdings übernehmen wir natürlich die Überweisung zu einer passenden Einrichtung und die Begleitung aller Eingriffe (Vor-und Nachsorge).